Bootsbau am Band: Die Stationen beim Bau einer Yacht

BAVARIA YACHTS ist seit seiner Gründung im Bootsbau bekannt für eine effiziente Fertigung von Yachten. Seit September vergangenen Jahres hat man bei Bavaria Yachtbau diese Philosophie von intelligenter und effektiver Organisation für Werften noch mal auf ein neues Niveau gehoben: Mit einem Verfahren, das in der Industrie auch als „Wertstromorganisation“ bekannt ist. 

Seit dem Jahr 2000 wird bei BAVARIA YACHTS an vier Bändern gefertigt.

„Die Boote kommen als mehr oder weniger leere GFK Rümpfe aus der Laminierung“, erklärt der Bootsbauer bei BAVARIA YACHTS. Vormontiert sind, bei den Segelyachten, bereits die Motoren und vor allem das „Rückgrat“: eine große, stabile Bodengruppe, die das Schiff versteift und die Basis bildet für den weiteren Ausbau, der nun an den Bändern erfolgt. Ebenso sind die Rümpfe und Decks bereits durch die gigantische CNC‐Fräse gekommen, in der alle Rumpföffnungen geschnitten wurden: Borddurchlässe, Fenster und Luken.

Nun durchläuft jedes Schiff, wie im Bootsbau üblich, weitere Stationen in der Werft: Station Eins, Verkabelung. Oder Station Zwei, Einbau der Möbelmodule, die ja bereits fertig von der Schreinerei an die Station ans Band geliefert werden, Station Drei, Festlaminieren der Module, und so weiter. Alles läuft gründlich geplant, wie ein Schweizer Uhrwerk. Denn in der Planung auf einer Bootswerft liegt eben der Schlüssel zum Erfolg. Da ja alle Boote nur auf Bestellung gebaut werden und keines ganz genau so ausgestattet und ausgerüstet ist wie ein anderes, müssen die Bauslots in der Werft sehr sorgfältig vergeben werden, abhängig von Bestellung, Bootstyp und Ausstattung. Keine leichte Aufgabe für Christina Issing, die in der Betriebsorganisation für die Abläufe verantwortlich ist.

Bis zur Hochzeit, wenn das Deck auf den Rumpf gesetzt wird…

... werden alle Einbauten und Installationen erledigt.

Auf jeder Station am Band arbeitet ein eingespieltes Team im Betrieb. Arbeitsblätter, die den Standardablauf festhalten, sorgen für Klarheit und erleichtern den Einstieg für neue Mitarbeiter. Insgesamt gibt es bei BAVARIA YACHTS vier Bänder, wobei Band Nummer Vier für die „Exoten“ reserviert ist. Das sind die großen Motoryachten, die nicht ganz in die Serienfertigung passen, erklärt Andre Kirchner, Bereichsleiter Motorboot.

Die anderen Bänder haben jeweils etwa 30 Stationen, wo sich jedes Boot zirka einen Tag aufhält, bevor es zum nächsten Schritt geht. Am Band 1 werden die Segelyachten von 45 bis 57 Fuß gebaut, hier verbleibt jedes Boot 1,2 Tage pro Station und jede Woche verlassen hier vier und mehr Boote das Band. Am Band 2 sind die Segelyachten von 34 bis 42 Fuß mit 0,8 Tagen pro Station und sechs Booten pro Woche und am Band 3 die Motorboote bis 40 Fuß, 0,7 Tage pro Station und über fünf Boote die Woche. Es dauert im Schnitt also um die sechs Wochen, bis ein Boot am Band fertig ist. Hinzu kommen die Laminierung vorher und die Endausrüstung vor der Auslieferung. Die „Hochzeit“, also das Verbinden von Rumpf und Deck, erfolgt kurz vor der Station 13 und die Kielmontage bei den Segelyachten im letzten Drittel. Beides sind wichtige Meilensteine in der Genesis eines jeden Bootes.

Die Kabinen kommen als fertige Module…

… und werden direkt in den Rumpf gesetzt.

Die Vorteile dieser modernen Art der Produktion im Bootsbau sind überzeugend. Kurze Wege, schnelle Entscheidungen im Team und eine schlanke Organisation sorgen für beste Effizienz bei gleichzeitig hoher Wirtschaftlichkeit, was vor allem zum Vorteil der Kunden gereicht.

Gründliches Planen im Vorfeld muss man ganz besonders bei der Einführung neuer Bootstypen, also neuer Modelle. Üblicherweise werden die ersten ein oder auch zwei Yachten als Prototypen gebaut, möglichst schon innerhalb der festgelegten Zeiten der Teams am Band. So stellt man ganz schnell fest, ob die Bandfertigung so möglich ist und ob die Taktung stimmt. Spezielle Industrietechniker sorgen in dieser Phase die Neuentwicklungen für die Produktion fit zu machen. Wenn das gelungen ist, geht es dann spätestens ab Rumpf drei in die Serienfertigung.

Ein faszinierender Prozess, bei dem alles reibungslos ineinandergreift. Oder anders gesagt: wie bei einer Regattacrew im Rennen. Jede/r hat beim Segeln eine ganz eigene Aufgabe und jede/r weiß, was zu tun ist – dann gelingen alle Manöver und ein perfektes Ergebnis ist garantiert.

Impressionen