Interview mit Søren Hansen von Elvstrøm Sails

Søren Hansen von Elvstrøm Sails ist ein erfahrener Regattasegler und betreut BAVARIA YACHTS seit über 25 Jahren. Im Interview mit BAVARIA life stand er Rede und Antwort und erklärte, welche Segel-Materialien es gibt und wie Sie die Lebensdauer Ihres Segels verlängern. 

BAVARIA life: "Die Segel sind der Motor einer Segelyacht. Welche Qualitäten gibt es, wie lange halten sie und wie kann man sie am besten pflegen?"

Søren Hansen: "BAVARIA‐Yachten sind mit den Segeln der legendären Segelmacherei Elvstrøm Sails aus Dänemark ausgerüstet. Dies sind die besten Segel für ein leichtes Handling und eine überdurchschnittliche Performance Ihrer BAVARIA‐Segelyacht. 

Unsere CruiseTech‐Segel sind aus modernem, hochwertigen Dacrontuch gefertigt. Dies ist ein zuverlässiges, konventionell gewebtes Material, aus dem die überwiegende Mehrzahl aller Segel vor allem für Fahrten‐ und Familienyachten geschnitten sind. Denn sie sind unkompliziert und langlebig. 

Allerdings haben BAVARIA‐Segelyachten so viel Potenzial bei den Segelleistungen, dass es sich lohnt, über unsere SportTech Segel nachzudenken. Diese sind aus einem Polyesterlaminat gemacht, welches das von den Segeldesignern bei Elvstrøm entworfene Profil exakter und auch länger hält, als ein Dacronsegel. Ein Segel, das auch nach Jahren noch das optimale Profil hält, segelt nicht einfach nur schneller, es sorgt auch dafür, dass das Boot weniger krängt und es an Bord sicherer und komfortabler wird. Das wissen auch Fahrtensegler sehr zu schätzen!"

Je nach Beanspruchung und Material behalten Segel länger ihre optimale Form.

"Die einfache Handhabung ist vor allem durch das Riggdesign gewährleistet. Dank der hochwertigen Elvstrøm‐Segel sind auch die modernen Rollgroßsegel aus diesem Laminat und mit durchgehenden, vertikalen Latten besonders leistungsfähig. Denn hier kann man ein ausgestelltes Achterliek haben, und auch gerefft stehen diese Segel optimal. Herkömmliche Rollsegel werfen immer Falten im Vorliek, wenn sie gerefft werden, da dann die Spannung auf dem Fall wegfällt. Anders ist es bei den Rollsegeln mit vertikalen Latten. Hier sind die ersten zwei Latten gleichzeitig das Reff 1 und Reff 2. Zum Verkleinern der Segelfläche wird das Segel soweit eingerollt, dass eine Latte gerade eben noch im Mast ist. Diese hält dann die Spannung im Vorliek, wodurch das Segel weiterhin optimal steht.

Eine BAVARIA kann man heute mit nur drei Segeln optimal segeln. Am besten mit einem Rollgroßsegel mit vertikal durchgehenden Latten und einer Selbstwendefock (Standard zum Beispiel auf der BAVARIA C42) oder einer flächenoptimierten 106 Prozent Rollfock. Für alle Kurse am Wind und zum Kreuzen sind diese Segel optimal und gleichzeitig sehr einfach zu handhaben. Fällt man dann ab und der Wind kommt freier, rollt man das Vorsegel ein und das auf dem kurzen Bugspriet davor auf einer Rolle gefahrene Code‐Segel aus. Dieses Segel ist nicht nur sehr effektiv, sondern auch kinderleicht zu handhaben. Oder man nutzt einen Gennaker im Bergeschlauch, mit dem man noch tiefer vor dem Wind segeln kann."

BAVARIA life: "Wie lange ist die Lebensdauer und Profilstabilität eines Segels?"

Søren Hansen: "Diese Frage wird natürlich immer wieder gestellt, doch leider ist sie nicht allgemeingültig zu beantworten. Das ist wie bei einem Auto, wo es ja auch auf den Fahrstil und die Kilometerleistung ankommt. Generell lässt sich jedoch sagen, dass ein Dacronsegel theoretisch sehr lange nutzbar ist; es bleibt lange in einem Stück ohne zu reißen. Jedoch wird das Dacronsegel relativ bald, nach einigen Jahren, seine optimale Form verlieren und immer weniger effektiv sein. 

Wenn das Profil nicht mehr da ist, wo es eigentlich sein sollte, segelt das Schiff nicht mehr gut. Mit mehr Krängung und daher weniger Fahrt, man muss früher reffen, das alles ist unbequem. Auch wirken Ruder und Kiel bei verminderter Fahrt nicht mehr so gut. Mit gutem Segelprofil sieht es umgekehrt aus: Das Boot segelt schnell und krängt weniger, es ist also bequemer. Kiel und Ruder arbeiten viel effektiver, es gibt also weniger Abdrift und das Verhalten des Bootes im Seegang ist dadurch angenehmer. Insgesamt ist das Schiff dann also nicht nur schneller, sondern auch bequemer! 

Die Kernfrage bei Segel lautet daher nicht „Wie lange hält das Segel?“, sondern: „Wie lange hält das Segel sein Profil?“. Und in dieser Hinsicht ist das Laminatsegel überlegen. Das Dacrontuch kann zwar viele Jahre lang in einem Stück bleiben, doch als Segel trotzdem nicht mehr wirklich einsetzbar sein, wenn sich die Form zu sehr verändert hat. Das Laminatsegel dagegen bleibt bis zum letzten Tag gut segelbar, weil es das Profil so viel besser hält, wird auf der anderen Seite aber auch nicht so lange heil bleiben. Irgendwann bricht das Laminat und dann ist das Segel strukturell einfach kaputt und muss ersetzt werden."

Søren Hansen von Elvstrøm Sails ist ein erfahrener Regattasegler und betreut BAVARIA YACHTS seit über 25 Jahren.

BAVARIA life: "Wie behandle ich meine Segel am besten?"

Søren Hansen: "Wie können wir durch gute Pflege die Lebensdauer der Segel verlängern? Der eigentliche Feind aller Segeltuche ist die Sonne, beziehungsweise deren UV-Strahlung, die jedes Tuch oder Laminat auf die Dauer mürbe macht. Bei Rollvorsegeln stellt sich daher oft die Frage, ob der aufgenähte UV-Schutz am Achterliek ausreicht, oder ob man im Hafen lieber zusätzlich einen „Schlauch“ als Persenning über das aufgerollte Segel zieht. Denn die bietet natürlich einen guten Schutz. Aber nur, wenn man die Leinen an dieser Persenning wirklich strammzieht. Sonst wird sie bei Wind am Segel schamfilen, dann beginnt es zu schlackern, bis das ganze Rigg vibriert. 

Das Material für den aufgenähten UV‐Schutz ist in den vergangenen Jahren viel besser geworden. Es ist ein stabiles Polyestermaterial, welches glatt aufgeklebt und nur einmal festgenäht wird, es liegt absolut plan auf dem Segel, wirft keine Beulen oder Falten. Und es bietet einen wirksamen Schutz und hält etwa acht bis zehn Jahre! 

Sollte man das Boot wirklich einmal wochenlang verlassen, ist es immer noch am besten, das Vorsegel einfach zu bergen und lose aufgetucht unter Deck zu legen. Das am Baum aufgetuchte Großsegel sollte natürlich immer durch die Segelpersenning geschützt werden. 

Feuchtigkeit macht das Segel zwar nicht kaputt, aber es besteht immer die Gefahr, dass sich Stockflecken bilden. Beispielsweise dann, wenn nach dem Segeln im Hafen ein Rollsegel eng und nass aufgerollt im Mast steckt und dann tagelang die Sonne scheint. Besser wäre es in diesem Fall, das Segel, wenn es geht, an einem trockenen Tag im Hafen auszurollen und trocknen zu lassen. Bei einem lose auf dem Baum aufgetuchten Großsegel ist das nicht ganz so dramatisch, aber auch da sollte man wenigstens mal für ein oder zwei Stunden die Baumpersennig abnehmen, wenn die Sonne scheint.

Salz saugt immer Feuchtigkeit auf. Vor dem Winterlager sollte man die Segel also einmal mit Frischwasser abspülen, dann trocken auftuchen und ebenso trocken verstauen. Dann kann eigentlich nichts mehr passieren."