Um die Welt segeln: Planung, Route und Kosten einer Weltumsegelung

Die Idee, die Leinen loszuwerfen und Kurs in Richtung Horizont zu setzen, ist für viele Segler ein echter Lebenstraum. Eine Weltumsegelung bedeutet nicht nur, Ozeane zu überqueren, sondern den Alltag hinter sich zu lassen, sich den Elementen zu stellen und die Welt im eigenen Tempo zu entdecken. Denn zwischen Passatwind und Pazifikwelle wartet nicht nur das nächste Abenteuer, sondern oft eine völlig neue Perspektive auf das Leben selbst.

Das richtige Boot für eine Weltumsegelung

Bevor Du die Segel setzt, bedarf es einer gründlichen Planung und Vorbereitung – und diese beginnt oft mit der Frage nach dem richtigen Boot für eine Weltumsegelung. Denn nicht jede Yacht ist für die hohe See geeignet. Wer um die Welt segeln will, braucht ein Segelboot, das mehr kann als nur gut auszusehen. Im Mittelpunkt stehen Seetüchtigkeit, Autarkie und Langfahrttauglichkeit.

Darauf kommt es bei der Wahl des richtigen Segelboots für eine Weltumsegelung an:
  • Größe und Aufteilung: Yachten mit einer Länge zwischen 10 und 14 Meter gelten als bewährt. Sie bieten genügend Platz für Vorräte und Technik, sind aber noch gut auch mit kleiner Crew bei Segelmanövern zu handeln.
  • Stabilität: Kiel, Rumpfform und Ballastverhältnis sagen viel über die Seetüchtigkeit deines Segelbootes aus. Ein sicheres Gefühl auf See ist bei einer derart langen Reise kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.
  • Ausrüstung: Selbststeueranlage, Wassermacher, Solar‐ und Windenergie, redundante Navigationssysteme – wer längere Strecken autark unterwegs sein will, muss vordenken. GPS, Kartenplotter, Radar und AIS (Automatic Identification System). Sicherheitsausrüstung wie Rettungswesten, Rettungsinseln, EPIRB (Emergency Position Indicating Radio Beacon), Feuerlöscher und eine umfassende Bordapotheke sind ebenfalls unerlässlich.
  • Ausbau und Komfort: Auf einer Langfahrt wird das Boot zum Zuhause. Wer sich monatelang an Bord aufhält, wird funktionale Lösungen ebenso schätzen wie Details, die den Alltag angenehm machen. Dazu gehören durchdachte Stauraumlösungen unter den Kojen oder gute Belüftung auch bei tropischem Klima.

Planung der Route: Mit den Winden denken

Eine Weltumsegelung folgt selten einer festen Linie. Doch es gibt bewährte Routen, die sich an den natürlichen Gegebenheiten orientieren: den Passatwinden.

Von Europa geht es über die Kanaren und Kapverden in die Karibik, durch den Panamakanal in den Pazifik, weiter nach Französisch‐Polynesien, Neuseeland oder Australien, über den Indischen Ozean nach Südafrika und schließlich zurück in den Atlantik.

Bei der Routenplanung für eine Weltumsegelung solltest du folgendes beachten:
  • Wetterfenster: Zyklon‐ und Hurrikansaisons verlangen genaue Planung
  • Pirateriegebiete: Bestimmte Seegebiete sollten gemieden oder mit erhöhter Vorsicht durchquert werden. Die Sicherheit von Crew und Boot geht immer vor!
  • Gesetzliche Regelungen: Jedes Land hat eigene Regeln für Einklarierung, Visa und Einfuhr von Boot und Ersatzteilen.

Kosten und Finanzierung einer Weltumsegelung

Was kostet eine Weltumsegelung? Die ehrliche Antwort: Es kommt darauf an. Lebensstil, Reisedauer, Bootstyp und Route spielen eine Rolle. Ein grober Rahmen hilft dennoch bei der Orientierung. Der Kauf einer geeigneten Yacht mit entsprechender Ausrüstung kann je nach Zustand und Ausstattung zwischen 50.000 und 250.000 Euro kosten. Die laufenden Kosten während der Reise belaufen sich – je nach Zielgebiet – im Durchschnitt auf etwa 1.000 bis 2.500 Euro pro Monat. Darin enthalten sind Liegegebühren, Diesel, Proviant und regelmäßige Wartung. Hinzu kommen unvorhergesehene Ausgaben wie Ersatzteile, Reparaturen oder medizinische Notfälle.

Ein finanzielles Polster von zehn bis zwanzig Prozent über dem kalkulierten Jahresbudget kann in solchen Fällen entscheidend sein, um auf See nicht unnötig unter Druck zu geraten.

Vorbereitung: Was du vor dem Ablegen zur Weltumsegelung bedenken solltest

Neben dem Boot ist auch die Crew gefragt. Vorbereitung ist mehr als nur simple Checklisten abhaken.

  • Segelkenntnisse: Erfahrung auf See, idealerweise auch bei Nacht und schwerem Wetter, ist unerlässlich. Ein Hochseeschein ist nicht Pflicht, aber sinnvoll.
  • Medizin an Bord: Von der Wundversorgung bis zur Bordapotheke: Im Ernstfall muss Erste Hilfe auch bei rauer See klappen. Spezielle Erste‐Hilfe‐Kurse für Seesegler sind zu empfehlen.
  • Technik und Wartung: Wer versteht, was an Bord wie funktioniert, ist im Vorteil. Technische Autarkie spart Geld – und Nerven.
  • Papierkram: Versicherung, Flaggenzertifikat, Funkzeugnis, ggf. internationale Bootsregistrierung.

Rückkehr oder offenes Ende?

Nicht jede Weltumsegelung endet mit einem festen Ankunftsort. Für viele ist das Ankommen kein geografischer Punkt, sondern eine innere Haltung. Manche kehren zurück in den Heimathafen, andere lassen sich irgendwo in der Südsee nieder. Und wieder andere segeln einfach weiter.

Fest steht: Wer einmal losgesegelt ist, kommt nicht mehr als derselbe Mensch zurück. Die Welt, die man unter Segeln entdeckt, verändert auch das eigene Denken. Und manchmal wird aus dem Projekt Weltumsegelung ein neuer Lebensentwurf.